Blog | In der Reihe "Archivalie des Monats" stellt das Deutsche Schifffahrtsmuseum (DSM) / Leibniz-Institut für Maritime Geschichte monatlich einen besonderen Schatz aus dem Archiv vor. Im März, kurz vor dem Frühlingsbeginn, schaut der DSM-Mitarbeiter Dr. Frederic Theis rund 250 Jahr zurück: Im Frühjahr 1773, führte James Cook (1728-1779) sein Schiff RESOLUTION durch das Südpolarmeer und überquerte dabei erstmals den südlichen Polarkreis (66°33’S).
Die Expedition durch Ozean und Treibeis galt der Terra Australis Incognita, einem vermuteten riesigen Südkontinent. Die zugehörige Karte von 58,5 zu 59,3 cm zeigt ein Abbild der südlichen Erdhalbkugel, in welche Südamerika, Afrika, Südostasien, Australien ("Nouvelle Hollande") und Neuseeland eingeschrieben sind. In kräftigem Strich ist Cooks Reiseroute in den Jahren 1772 bis 1775 hervorgehoben, auf der er am 3. Februar 1774 mit 71°10’S den südlichsten Punkt überhaupt erreichte. Zudem erscheinen die Koordinaten zahlreicher neu vermessener Inseln und Kaps in den Kartenecken. Das französische Kartenblatt geht auf ein englisches Original zurück, mit dem es in Form und Inhalt weitgehend identisch ist. Hatte die englische Fassung James Cooks Reisebericht "A Voyage towards the South Pole" von 1777 illustriert, so zeugt die 1780 in der "Histoire Générale des Voyages" erschienene französische Übertragung, nun aus der Werkstatt des Kupferstechers Robert Bénard, vom Interesse an der Südpolarregion auch auf dem europäischen Kontinent.
Das antarktische Festland hatte Cook weder gesehen noch betreten. Und so verriet seine Karte denn auch noch nichts über die Küstenverläufe des Südkontinents, sondern überließ ihre Darstellung zukünftigen Forschungsreisenden.