Digitale Ausstellungseröffnung: Rauschmittel in Hafenstädten im Europa des 17. bis 19. Jahrhunderts

19.03.2021

Häfen dienen seit Jahrhunderten als Umschlagsplatz für Rauschmittel aller Art. In einem gemeinsamen Projekt untersuchten Schüler*innen, Historiker*innen der Universität Oldenburg und das Deutsche Schifffahrtsmuseum (DSM) / Leibniz-Institut für Maritime Geschichte, welche Wege Kaffee, Tabak und Co. zurücklegten und wie sich deren Konsum veränderte. Die Ausstellung „Kakao, Kaffee, Tabak Rauschmittel früher” feiert am Samstag, 3. April, ab 11.30 Uhr auf YouTube und Facebook eine digitale Eröffnung. Anschließend sind die Ergebnisse noch bis zum 3. Oktober 2021 in der Kogge-Halle zu sehen.

Im Jahr 2020 verzeichneten die großen Häfen weltweit einen Rekordumsatz illegaler Drogen. Kakao, Kaffee, und Tabak zählen heute nicht mehr dazu, aber vor vierhundert Jahren wurden sie in den Häfen als bewusstseinserweiternde Substanzen geschmuggelt und gehandelt. Im Kooperationsprojekt Intoxicating Spaces: The Impact of New Intoxicants on Urban Spaces in Europe 1600 bis 1850untersuchen Forschende der Universität Oldenburg gemeinsam mit drei weiteren europäischen Universitäten, wie der Konsum neuer Rauschmittel wie Kakao, Tee, Kaffee, Zucker und Tabak in dieser Zeit neue öffentliche Räume entstehen ließ und neue Formen von Geselligkeit prägte.

Die Forschenden analysieren die Rolle bedeutender Hafenstädte wie Amsterdam, Hamburg, London und Stockholm in der ersten Blütezeit des weltweiten Handels. Ebenfalls im Fokus stehen die sich ständig verändernden Einstellungen zum Rauschmittelkonsum und die oft ausbeuterischen Strukturen und Handelsbeziehungen, die die Produktion, den Handel und Konsum bewusstseinserweiternder Substanzen prägten.

Die Historikerinnen Prof. Dr. Dagmar Freist und Dr. Gabrielle Robilliard von der Universität Oldenburg haben im Laufe des Projektzeitraums von 2019 bis 2021 mit Schulen, Museen, NGOs und internationalen Organisationen zusammengearbeitet. . Schüler*innen aus Oldenburg recherchierten an der Universität Oldenburg und am DSM zum Thema. Ihre Ideen und kreativen Beiträge zeigt das DSM in der Ausstellung „Kakao, Kaffee, Tabak – Rauschmittel früher“ ab April in der Kogge-Halle.

„Das Besondere an diesem Projekt ist, dass Schüler*innen die Ergebnisse eines laufenden EU-Forschungsprojektes mit unseren Exponaten verknüpft und künstlerisch umgesetzt haben. So kann das Publikum aus der Perspektive Jugendlicher auf das Thema historischer Rauschmittel schauen und die Museumsobjekte in neuem Licht betrachten“, sagt Birte Stüve, Leiterin der Abteilung Bildung und Vermittlung am DSM.

Die Schüler*innen der Oldenburger Cäcilienschule (Gymnasium) erstellten eine interaktive Landkarte, die den Transport von Kaffee und Kakao im 19. Jahrhundert darstellt. Betrachtende erfahren von historischen Charakteren – einem Apotheker und einem Kaffeehausbesitzer – wie die Waren transportiert und verkauft wurden.

Die Gruppe aus dem Alten Gymnasium Oldenburg widmete sich der Frage, wie sich der Konsum von Tabak, Kaffee und Kakao seit dem 18. Jahrhundert änderte und schrieb ihre Erkenntnisse in ein fiktives Tagebuch. In diesem berichtet der 18-jährige Joe von seinem Kaffeehausbesuch. Ihn hatten sich die Schüler*innen als fiktiven historischen Charakter ausgedacht. Frauen durften diese Art von Gastronomie zu jener Zeit übrigens nicht betreten.
„Wir bedanken uns vor allem bei den Oldenburger Schüler*innen und den Lehrkräften Sabine Conrad vom Alten Gymnasium und Ina Maria Goldbach vom Gymnasium Cäcilienschule für deren Durchhaltevermögen. Sie haben das Projekt unter den erschwerten Bedingungen der Pandemie erfolgreich und mit einer kleinen, aber feinen Ausstellung zu Ende geführt“, sagt Stüve.

Die Ausstellung „Kakao, Kaffee, Tabak – Rauschmittel früher“ kann ab April bis 3. Oktober im DSM besucht werden. Interessierte sollten sich im Vorfeld auf der DSM-Website über die aktuellen Besuchsregeln informieren.

Die Schau wird gefördert vom europäischen Netzwerk Humanities in the European Research Area (HERA).

Kontakt Presse

Thomas Joppig

0471 482 07 832

presse@dsm.museum

Tabakdose aus Holland, um 1700.

Foto: DSM

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