Kriegsaltlasten im Meer – ein Problem an vielen Orten der Welt

Nicht nur in der Nord- und Ostsee zeugen Wracks und Munition von den Exzessen der Kriege des letzten Jahrhunderts, sondern auch im nördlichen Atlantik, dem Mittelmeer, dem nordamerikanischen Pazifik, im Golf von Mexiko, im Indonesischen Meer, im Pazifik um Japan und um Australien und Ozeanien.

Beispielsweise wurden in Australien während des Zweiten Weltkriegs große Bestände chemischer Munition gelagert. Nach dem Krieg wurde ein Teil dieser Munition an Land verbrannt und führte zu offensichtlichen Belastungen der Umwelt.

Die Versenkung im Meer galt dagegen, genau wie in der Nordsee, als sichere Endlagerung. Das Meer wurde damals noch als ein großer Behälter verstanden, der endlos Schadstoffe absorbieren kann. Vor der Küste von Sidney und anderen Orten in Australien liegen daher noch heute Tausende Tonnen chemischer Munition.

In Kanada wurde noch bis Mitte der 1960er-Jahre Munition aus dem Zweiten Weltkrieg im Meer versenkt. Es wird geschätzt, dass es allein an der kanadischen Atlantikküste mehr als 3.000 Verklappungsstellen gibt.

Die Verklappung erfolgte per Hand vom fahrenden Schiff. Daher ist die Munition teilweise über große Areale verteilt. Über die chemische Munition liegen dabei mehr Informationen vor als über den mengenmäßig größeren Teil konventioneller Munition, die vor allem krebserregendes TNT enthält.

Auch in Regionen, die durch ihren Kolonialstatus in den Krieg involviert wurden, stellen Hinterlassenschaften der Kriege nach wie vor ein Problem dar. So wurde Chuuk, ein Atoll in Mikronesien, im Zweiten Weltkrieg aufgrund seiner strategischen Lage im Westpazifik als japanischer Militärstützpunkt genutzt.

1944 versenkte die US-amerikanische Luftwaffe auf Chuuk über 50 japanische Schiffe, 4.000 japanische Soldaten gingen mit den Schiffen unter. In der Diskussion um Wracks als Kriegsdenkmäler und Kulturerbe wurde die mikronesische Perspektive bisher aber kaum einbezogen.

Aus einer postkolonialen Perspektive ist auf Chuuk auch die Frage von Kriegsentschädigungen relevant. Das schließt auf Chuuk auch die ökologischen Folgen der versenkten Wracks mit ein, weil durch Öl und gesunkene Munition Folgeschäden für die Umwelt entstehen können – auch Jahrzehnte nach dem Ende der Weltkriege. Wie an vielen anderen Orten auf der Welt.

 

weiterführende Literatur

Beck, Aaron J, Martha Gledhill, Christian Schlosser, Beate Stamer, Claus Böttcher, Jens Sternheim, Jens Greinert, und Eric P Achterberg. 2018. „Spread, behavior, and ecosystem consequences of conventional munitions compounds in coastal marine waters“. Frontiers in Marine Science 5: 141, https://doi.org/10.3389/fmars.2018.00141 (open access).

Jeffery, William. 2007. „War graves, munition dumps and pleasure grounds: a postcolonial perspective of Chuuk Lagoon’s submerged World War II sites“ (Dissertation), James Cook University (AUS), https://researchonline.jcu.edu.au/2068/ (open access).

Neimanis, Astrida. 2020. „‘The chemists’ war’in Sydney’s seas: Water, time, and everyday militarisms“. Environment and Planning E: Nature and Space 4 (2), doi: https://doi.org/10.1177/2514848620904276.

Souchen, Alex. 2018. „Something fishy? Underwater munitions and unexplained die offs in marine environments“. International Journal of Maritime History 30 (2): 355–61, https://doi.org/10.1177/0843871418762346.

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