Wieviel Wracks und Munition liegen in der Nordsee?

Die Nordsee war während des Ersten und Zweiten Weltkrieges Schauplatz vieler Kampfhandlungen. Nicht nur Militärschiffe wurden versenkt, auch zivile Handels- und Frachtschiffen fanden hier ihr Ende und liegen bis heute auf dem Grund. Darüber hinaus wurde das gesamte Gewässer weiträumig vermint und nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde zusätzlich großflächig Munition verklappt.

Die Gesamtzahl der Wracks und der versenkten Munition in der Nordsee zu schätzen ist ein schwieriges Unterfangen. Behördliche Datenbanken zu Wrackstellen in den Hoheitsgewässern und Ausschließlichen Wirtschaftszonen der Anrainerstaaten sind häufig nicht allgemein zugänglich. Sie beschäftigen sich nicht dezidiert mit Wrackfunden und es werden auch andere Unterwasserhindernisse erfasst. Eine Auswertung dieser Datenbanken ist daher sehr arbeitsintensiv und es fehlen detaillierte Daten für weitergehende Wrackrecherchen.  

Für eine Identifizierung bedarf es einer umfangreichen Archiv- und Literaturrecherche, um mögliche mit den Wracklagen übereinstimmende Schiffsverluste sowohl von militärischen als auch von zivilen Schiffen einzugrenzen.

Das Zusammentreffen der Hoheitsgewässer und der Ausschließlichen Wirtschaftszonen (AWZ) von insgesamt acht europäischen Staaten in der Nordsee stellt darüber hinaus eine zusätzliche Herausforderung für die internationale Zusammenarbeit und den wissenschaftlichen Datenaustausch zu Umwelt-, Rechts-, Geschichts-, und Wirtschaftsfragen dar.

Die grenzüberschreitende Kooperation im North Sea Wrecks Projekt leistet hier Pionierarbeit. Durch den Vergleich der Datenlagen gehen wir bisher von min. 680 Wracks aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg auf dem Grund der Nordsee aus, die möglicherweise noch Munition in unterschiedlichen Mengen enthalten können. Hierunter ca. 160 Wracks in norwegischen, 240 Wracks in dänischen, min. 120 Wracks in deutschen, mind. 60 in niederländischen und min. 100 in belgischen Gewässern.    

Die Menge der Munition, die entweder noch auf den Kriegswracks oder deren Umgebung liegt oder jener, die nach dem Zweiten Weltkrieg verklappt wurde, ist nur bedingt abschätzbar. Allgemein werden ca. 170.000 Tonnen verklappte chemische Munition im Skagerrak, der Deutschen Bucht und dem europäischen Nordmeer angenommen. Allein für die deutschen Hoheitsgewässer und die deutsche AWZ wird weiterhin eine Menge von 1,3 Millionen Tonnen verklappter konventioneller Munition geschätzt. Ergänzt wird diese Zahl durch große Mengen an weiterer Munition. die vor den dänischen, niederländischen, belgischen, britischen und norwegischen Küsten versenkt wurde. Auch zeigen die von der OSPAR-Kommission regelmäßig veröffentlichten Berichte zu Funden konventioneller und chemischer Munition von der anhaltenden Relevanz des Themas Munition im Meer.

 

Weiterführende Literatur und online Links

Bund/Länder Ausschuss Nord- und Ostsee – Expertenkreis Munition im Meer: Munitions in German Marine Waters – Stocktaking and Recommendations, www.schleswig-holstein.de/DE/UXO/Berichte/berichte_node.html

Vlaams Instituut voor de Zee: Maritime Heritage Databases, www.maritieme-archeologie.be/default.aspx

OSPAR Commission: Dumped Chemical and Conventional Munition, https://www.ospar.org/work-areas/eiha/munitions

FFI, Forsvarets forskningsinstitutt: https://www.ffi.no/publikasjoner/arkiv/risk-assessment-of-sea-dumped-conventional-munitions

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