Forschungsprojekt Kolonialgeschichte des Norddeutschen Lloyds

Grundlagen- und Kontextforschung zum Norddeutschen Lloyd als Big Player des deutschen Kolonialismus: Maritime Infrastrukturen und Sammlernetzwerke

Zusammen mit dem Übersee-Museum (Bremen) und der Südsee-Sammlung und Historischem Museum Obergünzburg forscht das DSM in einem vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste geförderten Grundlagen- und Kontextforschungsprojekt zu den maritimen Aspekten des kolonialzeitlichen Sammelns von Kulturgut. Am Beispiel einer der größten Reedereien des Deutschen Kaiserreichs, dem Norddeutschen Lloyd, werden die ehemaligen deutschen Kolonien in der Südsee als Herkunftsgebiete ethnologischer und naturkundlicher Sammlungsobjekte in den Blick genommen. Die Forschung wirft nicht nur ein neues Licht auf die Bestände der teilnehmenden Häuser, sie soll allen Institutionen mit Gegenständen aus Provenienzzusammenhängen mit maritimer Infrastruktur eine Hilfe sein. Denn: Dinge und Menschen von und aus Übersee reisten stets mit dem Schiff.

Zwischen 1884 und bis zu den Versailler Verträgen von 1919 unterhielt Deutschland als Schutzgebiete bezeichnete Kolonien in Afrika und Ozeanien, dazu ein quasi-koloniales Marinepachtgebiet in Ostasien. Kulturgegenstände der dort kolonisierten Herkunftsgesellschaften wurden und werden in europäischen Museen beforscht und ausgestellt. Wo kommen die Dinge eigentlich genau her, unter welchen Umständen wurden sie angeeignet? Für diese im kolonialen Kontext oftmals sensiblen Fragen braucht es Provenienzforschung. Besonders in der sogenannten deutschen Südsee war der Norddeutsche Lloyd für Sammler ein wichtiger Logistikpartner für den Transport von Kulturgut: Die Reichspostdampferlinien gehörten zu den infrastrukturellen Lebensadern zwischen Kaiserreich und Kolonie. Und letztlich waren es neben Forschern, Militärs, Kolonialbeamten, Händlern und Missionaren auch Seeleute wie der im Allgäu geborene Lloyd-Kapitän Karl Nauer (1874-1962), die als Teil von Sammlernetzwerken Objekte in die Museumssammlungen vermittelten.

Ziel des Projektes ist es, die Bestände maritimer und ethnologischer/anthropologischer Sammlungen in einem gemeinsamen Referenzrahmen neu zu bewerten, um so die Grundlagen und das Kontextwissen für eine aussagekräftigere Bewertung der Rolle von Großreedereien wie dem Norddeutschen Lloyd innerhalb der gegenwärtigen Debatten um das koloniale Erbe in deutschen Museen vorzunehmen. Neben einer wissenschaftlichen Publikation ist ein entsprechender allgemeinverständlicher und international zugänglicher Rechercheleitfaden für Sammlungsmitarbeiter:innen geplant.

Bearbeitet wird das Projekt von Tobias Goebel und Lisa Hilli unter der Projektleitung von Prof Dr. Ruth Schilling. Tobias Goebel forscht seit 2015 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am DSM zu global- und wissensgeschichtlichen Themen. Lisa Hilli ist für die gesamte Dauer des Projektes als International Fellow am DSM. Als Mitglied der Gunantuna (Tolai) Gemeinschaft fügt sich das Projekt nicht nur in ihre Forschungsinteressen in Bezug auf Arbeits- und Handelsbeziehungen als Orte der Transformation während der Kolonialzeit ein, sondern ermöglicht dem Projektteam den unverzichtbaren und kooperativen Einstieg in den Dialog mit einer der wichtigsten betroffenen Herkunftsgesellschaften.

Neben unseren Projektzielen und dem Anspruch, das maritime Kaiserreich nach aktuellen und gesellschaftsrelevanten Fragestellungen und gemäß hohen wissenschaftlichen Standards aufzuarbeiten, möchte das DSM transparente Einblicke in die laufende Forschung gewähren: An dieser Stelle finden Sie in regelmäßigen Abständen Blogbeiträge als Werkstattberichte oder thematische Inputs von MitarbeiterInnen, Kooperationspartnern und Gastautor:innen:

Projektleitung

Prof. Dr. Ruth Schilling 

0471  48 207 833

Schilling@dsm.museum

Wissenschaftlicher Mitarbeiter

Tobias Christopher Goebel

0471  48 207 36

Goebel@dsm.museum

 

Gastwissenschaftlerin

Schiff PRINZ SIGISMUND (1903)
Foto: DSM Archiv

Schiff PRINZ WALDEMAR (1893)
Foto: DSM Archiv

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