Bericht Ausfahrt HEINCKE: 6. bis 11. April 2021

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5. April 2021

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Das Forschungsschiff HEINCKE des Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI). © Cornelia Riml, Deutsches Schifffahrtsmuseum

Unter strengen Corona-Schutzmaßnahmen und mit negativem Corona-Test gehen in Bremerhaven zehn Wissenschaftler*innen aus unterschiedlichen Fachrichtungen an Bord der HEINCKE, dem Forschungsschiff des Alfred-Wegener-Instituts (AWI): Meeresbiologie und -chemie, Unterwasserarchäologie, Forschungstauchen, Public History und Ozeanographie. 

Am Abend folgt ein Update des Expeditionsleiters nach Rücksprache mit dem Kapitän: Es herrscht Sturm in der Nordsee und auch in Bremerhaven. Eisiger Wind bei 2 Grad mit Regen und Hagel, die Wetterprognose bei Windstärke 10 und Wellen von 7-8 Metern – der Expeditionsstart muss verschoben werden.

© Cornelia Riml, Deutsches Schifffahrtsmuseum

Ein Teil der internationalen Crew des NSW-Projekts auf dem Forschungsschiff.

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6. April 2021

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Cornelia Riml beim Dreh auf dem Forschungsschiff HEINCKE im Fischereihafen in Bremerhaven. © Ute Marx, Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung.

Die Wetterlage hat sich nicht verändert, wir warten die weitere Entwicklung ab. Dennoch ist es nicht ruhig an Bord: Wir erhalten die wichtige Sicherheitseinweisung am Schiff durch die Crew, halten Besprechungen über den weiteren Expeditionsverlauf und koordinieren die Pressearbeit für die Medien, die den Start bereits erwarten. Für die Wanderausstellung über das Projekt wird Foto- und Videomaterial erstellt, Telefon-Interviews gehalten und erstes Medienmaterial sortiert.

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7. April 2021

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Philipp Grassel und Sven van Haelst besprechen die Wrackposition und den Einsatz des Tauchteams. © Cornelia Riml, Deutsches Schifffahrtsmuseum

Am dritten Tag im Hafen ist das Verholen an die Pier des Alfred-Wegener-Instituts möglich. Weitere Ausrüstung wird geladen und das Anlegen ist aufgrund des starken Windes selbst im Hafen eine kleine Herausforderung. Bei besseren Bedingungen ist der Expeditionsstart für den Abend geplant.

Um den Zustand von Wracks und versunkener Munition zu erforschen, sollen Tauchgänge durchgeführt werden. Das Tauchteam bereitet die Tauchausrüstung vor, die Arbeiten werden filmisch und fotografisch festgehalten.

An Bord werden die Tripods auf das Deck verladen, um sie später in Wracknähe zu platzieren. Die daran angebrachten Miesmuscheln und Sampler filtern das Wasser. So kann später im Labor untersucht werden, ob TNT-Abbauprodukte nachzuweisen sind.

Der Start wird nun für morgen, 6 Uhr angesetzt. Aufgrund des Zeitverlustes durch den Sturm müssen wir zwei ursprünglich geplante Wrackpositionen streichen – Hauptziel ist die SMS MAINZ in den Gewässern westlich von Helgoland.

© Cornelia Riml, Deutsches Schifffahrtsmuseum

Die Tauchausrüstung wird vorbereitet.

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8. April 2021

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Die Nordsee zu Expeditionsbeginn. © Cornelia Riml, Deutsches Schifffahrtsmuseum

Der lang erwartete Expeditionsstart um 05:30 Uhr morgens wird gefilmt, um ca. 9:30 Uhr passieren wir den Leuchtturm „Roter Sand“. Damit verlassen wir den Bereich der Außenweser und befinden uns nun auf der Nordsee. Die Ausläufer des Sturms mit Windstärke 6-7 sind hier noch zu spüren, das Schiff schaukelt auf zunehmend größeren Wellen. Einige der Teilnehmenden werden seekrank, es wird zunehmend ruhiger an Bord. 

Um 15:30 Uhr erreichen wir die Koordinaten der Wrackposition. Mit dem Multibeam-Scan (Fächerecholot) versuchen wir, das 130 m lange Wrack zu orten. Dieser sendet Signale zum Meeresboden. Doch hoher Wellengang und starke Strömung stören das Signal, die Ortung ist schwierig und zeitaufwendig. Die genaue Orientierung ist jedoch wichtig, um festzustellen zu können, wo sich mögliche Munitionsreste befinden.

Die stürmische See hält die HEINCKE auch in der Nacht stark in Bewegung. Um 02:30 Uhr reißt ein Wendemanöver bei starkem Seegang die Besatzung durch Schieflage des Schiffes aus dem Schlaf. In den Böen erreicht der Sturm Windstärke 9 (75-88 km/h). Die restliche Nacht ist dann erfreulicherweise wieder ruhiger.

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9. April 2021

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Wasserproben werden entnommen. © Cornelia Riml, Deutsches Schifffahrtsmuseum

Der Sturm flaut langsam ab und endlich konnten wir das Wrack orten. Wir koordinieren die nächsten Forschungs- und Dreharbeiten, denn es muss alles aufeinander abgestimmt sein.

Mit dem Kranzschöpfer und einem ozeanographischen Messgerät (CTD – Conductivity – Temperature – Depth) entnehmen wir Wasserproben aus unterschiedlichen Tiefen.

Das Tauchteam kann einen ersten Tauchgang zum Wrack durchführen. Doch auch unter Wasser sind die Bedingungen schwierig: Die aufgewühlte Nordsee erlaubte nach dem Sturm nur eine Sicht von 15cm.

© Cornelia Riml, Deutsches Schifffahrtsmuseum

Das Tauchteam des Vlaams Instituut voor de Zee.

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10. April 2021

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Sedimentproben vom Meeresgrund werden entnommen. © Cornelia Riml, Deutsches Schifffahrtsmuseum

Heute herrschen perfekte Forschungsbedingungen mit verhältnismäßig ruhiger See und blauem Himmel. Mit dem Greifer entnehmen wir aus 30m Tiefe Sediment- und biologische Proben vom Meeresgrund, die uns Informationen über die Schadstoffbelastung in Wracknähe liefern. Das Fischernetz wird ausgeworfen um Plattfische (Klieschen) zu fangen. Diese gelten als sehr ortstreu und sind damit in der Wrackumgebung potentiell gefährlichen Stoffen ausgesetzt. Diese Stoffe können über die Fische auch in unserer Nahrungskette landen. Die mit Miesmuscheln und Passive Samplers bestückten Tripots werden ausgebracht und das Tauchteam konnte zwei weitere erfolgreiche Tauchgänge durchführen. Wir besprechen das gesammelte Unterwasservideomaterial und erhalten einen ersten Überblick. Nach großem Zeitverlust konnten wir schlussendlich alle geplanten Arbeiten am Wrack durchführen und nehmen mit neuem Forschungs- und Ausstellungsmaterial Kurs zurück nach Bremerhaven.  

© Cornelia Riml, Deutsches Schifffahrtsmuseum

Das Fischernetz wird ausgeworfen. 

© Cornelia Riml, Deutsches Schifffahrtsmuseum

Die Tripots werden vorbereitet.

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11. April 2021

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Die HEINCKE kehrt zurück in den Hafen. © Cornelia Riml, Deutsches Schifffahrtsmuseum

Nach der Rückkehr folgt unter strengen Corona-Hygienemaßnahmen ein Pressetermin an Bord der HEINCKE. Das Medieninteresse ist groß und wir freuen uns über die Präsentation des Projektes. Nun beginnen die Auswertungen – und die Planung der weiteren Ausfahrten.

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