Renée Hoogland: Ölförderung in der Nordsee

Frau Hoogland, von woher kommen Sie ans Deutschen Schifffahrtsmuseum und wie lange bleiben Sie?
Renée Hoogland: Ich bin Doktorandin an der Universität Southampton (Großbritannien) und besuche das Deutsche Schifffahrtsmuseum von August bis November als International Fellow.

Welchen Forschungshintergrund haben Sie?
Mein Forschungshintergrund liegt in der Literaturwissenschaft. Ich habe meinen Bachelor- und Master-Abschluss in Groningen und Amsterdam in den Niederlanden gemacht. Vor drei Jahren habe ich meine Promotion an der Universität Southampton und am Southampton Marine and Maritime Institute begonnen. Hier bin ich Teil eines interdisziplinären Forschungsprojekts, das sich mit der Frage beschäftigt, wie wir mit den Weltmeeren umgehen könnten und sollten. In meiner Doktorarbeit untersuche ich die kulturelle Vorstellung (Literatur, Kunst und Politik) von Doggerland, einem Landstrich, der vor Tausenden von Jahren in der Nordsee versunken ist. Ich erforsche, wie Menschen über die Umweltgeschichte der Nordsee denken und sprechen – über Naturereignisse, die vor langer Zeit stattfanden – und wie dies ihre Spekulationen über die Zukunft der Nordsee beeinflussen könnte, insbesondere in Bezug auf Energieerzeugung und Rohstoffgewinnung. 

Weshalb ist ein Forschungsaufenthalt am DSM für Sie interessant?
Im Deutschen Schifffahrtsmuseum werde ich zum Thema Ölförderung in der Nordsee forschen. Nachdem die Nordseeanrainerstaaten in den 1970er und 1980er Jahren das „schwarze Gold“ entdeckt hatten, kam es zu einem industriellen Boom in der Offshore-Förderung von Öl und Gas. Diese Zeit führte die Nordsee ins Ölzeitalter: eine Zeit, in der Erdöl und menschliches Leben grundlegend miteinander verflochten wurden. In meiner Forschung werde ich der Frage nachgehen: Wie hat die Ölförderung unsere historisch-kulturelle Wahrnehmung der Beziehung zwischen Mensch und Nordsee verändert? Wie beeinflusst und prägt Erdöl die kulturelle Vorstellung von der Nordsee? Um diese Fragen zu beantworten, werde ich mir einige Ölplattformmodelle im Depot des Museums ansehen. Ich bin sehr dankbar, dass ich drei Monate lang das Archiv und die Einrichtungen des Museums nutzen kann. So kann ich tiefer in das Forschungsthema eintauchen, von anderen Forschenden lernen und meine Forschung zur Umweltgeschichte und Energiegewinnung in der Nordsee weiterentwickeln.

Welches Objekt in den Ausstellungen finden Sie besonders spannend?
Mich hat der Teil der Schiffswelten-Ausstellung, der sich mit der Frachtschifffahrt befasst, besonders fasziniert. Das knüpft an mein Forschungsinteresse an, wie die Schifffahrt und die Industrie nicht nur das Meer selbst verändern, sondern auch die Art und Weise, wie Menschen das Meer erleben. Die Ausstellung zeigt die Folgen der Verschmutzung durch die Frachtschifffahrt, die manchmal sehr offensichtlich sind – zum Beispiel, wenn der Strand nach einem Schiffsunfall mit Plastikgegenständen übersät ist. Die Ausstellung zeigt aber auch „verstecktere“ Aspekte der Frachtschifffahrt, wie den (unfreiwilligen) Transport von Meerestieren im Ballastwasser der Schiffe – und regt uns dazu an, über die wissenschaftlichen und politischen Implikationen nachzudenken, die sich daraus ergeben, dass diese Arten als „fremd“ oder „invasiv“ bezeichnet werden.

 

Credit: DSM / Annica Müllenberg

 

 

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