Digital Materialities: Virtual and Analogue Forms of Exhibiting Museum Artefacts

Das Gemeinschaftsprojekt „Digital Materialities: Virtual and Analogue Forms of Exhibiting Museum Artefacts“, kurz DigiMat, sucht nach neuen Ausstellungs- und Vermittlungsformaten für digitale Exponate. Beteiligt sind das Deutsche Schifffahrtsmuseum (DSM) / Leibniz-Institut für Maritime Geschichte, das MAPEX Center for Materials and Processes der Universität Bremen und das Tübinger Leibniz-Institut für Wissensmedien (IWM). Eine Wanderausstellung zeigt die Ergebnisse ab 2024.  


Die Materialwissenschaften sind ganz nah an den Dingen – sollte man meinen. Doch das stimmt so nicht unbedingt: Tatsächlich arbeiten Materialforscher heutzutage oft gar nicht so viel an den Materialproben selbst, wie sie sich mit digitalen Bilddaten befassen, die von hochpräzisen Messgeräten ausgegeben werden. Prof. Lucio Colombi Ciacchi, Materialwissenschaftler an der Universität Bremen und ehemaliger Sprecher des MAPEX Center for Materials and Processes erklärt hierzu: „Bei der Materialcharakterisierung geht es darum, die Wahrnehmungsfähigkeit unserer Sinne mit physikalischen Methoden zu erweitern, um neue Erkenntnisse zu gewinnen. Die digitale Rekonstruktion des untersuchten Materials am Computer spielt dabei eine außerordentlich wichtige Rolle, denn nur so werden die technisch erfassten Daten auch für Menschen wirklich greifbar.“ Das verleihe einem Objekt, sei dieses eine Materialprobe im Labor oder eben ein Museumsexponat, eine ganze Palette neuer „digitaler Materialitäten“, die den Beobachtungsprozess bereichern, aber auch in bestimmte Richtungen gewollt eingrenzen können.

„Das muss Museen aufhorchen lassen“, ergänzt Prof. Ruth Schilling, wissenschaftliche Leiterin des Ausstellungs- und Forschungsbereichs am DSM: „Was bedeutet es eigentlich für die Erforschung von Objekten, wenn ich mich hier vorwiegend auf Digitalisate verlasse?“ Wenn also Museen Materialität ausstellen und der Blick der Wissenschaft auf Materialien längst ein virtueller geworden ist, dann brauche es womöglich auch virtuelle Ausstellungsformate, um der Rolle von Materialien im Museum gerecht zu werden, so Schilling. „Das bedeutet keineswegs, dass materielle Objekte dadurch ihren historischen Wert verlieren. Wichtig ist vielmehr ein klug konzipiertes Zusammenspiel aus realen Objekten und den dazu passenden digitalen Anwendungen. Dies kann vertiefte Einblicke ermöglichen und einer veränderten Mediennutzung Rechnung tragen.“

Solche Formate zu entwickeln, umzusetzen und ihre Publikumswirkung zu erforschen, ist der Gegenstand des Forschungsprojektes „Digital Materialities: Virtual and Analogue Forms of Exhibiting Museum Artefacts“ kurz: DigiMat, zu dessen Durchführung dem DSM, dem MAPEX an der Uni Bremen und dem Tübinger Leibniz-Institut für Wissensmedien vom Senatsausschuss Wettbewerb der Leibniz-Gemeinschaft ab 2021 Mittel zur Verfügung gestellt werden.
Im Rahmen des Projektes sollen ausgewählte sowohl materiell wie historisch interessante Objekte aus der Sammlung des Museums mit hochmoderner Messtechnik wie CT-Scannern und Spektrographen erfasst und so auf ganz neue Art sicht- und erfahrbar gemacht werden. Bisher wurde am MAPEX mithilfe der Computertomographie eine Aufnahme von einem U-Boot-Modell aus dem DSM-Bestand angefertigt.

Die so entstandenen Digitalisate eröffnen ganz neue Möglichkeiten, Objekte zu verstehen und über sie zu sprechen – erfordert aber auch ganz neue Vermittlungsstrategien, die zum Teil erst noch entwickelt werden müssen. „Um das Potenzial von authentischen Objekten in Kombination mit ihren Digital Twins für die Wissensvermittlung voll ausschöpfen zu können, darf es zum Beispiel nicht nur ein Nebeneinander der beiden Elemente geben, sondern es müssen Vermittlungsstrategien entwickelt werden, die deutlich machen, wie beide Elemente zueinander in Beziehung stehen, damit sie sich gegenseitig erklären können“,  bemerkt Prof. Dr. Stephan Schwan, Leiter der Arbeitsgruppe „Realitätsnahe Darstellungen“ am Tübinger Leibniz-Institut für Wissensmedien.

Als Ergebnis des auf drei Jahre angelegten Verbundprojektes soll eine Wanderausstellung mit gemischten analogen und digitalen Formaten entstehen, die voraussichtlich ab 2024 gezeigt werden wird.
 
Das Leibniz-Institut für Wissensmedien (IWM)
Das Leibniz-Institut für Wissensmedien (IWM) in Tübingen erforscht, wie digitale Medien Wissens- und Kommunikationsprozesse beeinflussen und wie neue Technologien eingesetzt werden können, um diese Prozesse zu verbessern. Die grundlagen- und anwendungsorientierte Forschung rückt neben institutionellen Lernfeldern wie Schule und Hochschule auch informelles Lernen im Internet, am Arbeitsplatz oder im Museum in den Fokus. Am IWM arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedener Disziplinen zusammen, vor allem aus der Psychologie, Kommunikationswissenschaft, Neurowissenschaft und Informatik. Das 2001 gegründete außeruniversitäre Forschungsinstitut ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft.
 
Das MAPEX Center for Materials and Processes der Universität Bremen
MAPEX ist ein fachbereichs- und institutsübergreifendes Kompetenznetzwerk im Bereich der Materialwissenschaft und Werkstofftechnik. Das wissenschaftliche Ziel von MAPEX ist die Erforschung und Entwicklung von Materialien und Prozessen für Anwendungen im Bereich der nachhaltigen Mobilität und Energie, inklusive der menschlichen Exploration des Weltraums. Mit ihrer Forschung in allen Disziplinen der Natur- und Ingenieurwissenschaften sowie der Mathematik und Informatik streben die MAPEX-Mitglieder ein vertieftes Verständnis der Beziehungen zwischen Prozessen, Eigenschaften und Leistung von Materialien und Werkstoffen an. Die etwa 1000 im MAPEX-Verbund aktiven wissenschaftlichen und technischen Mitarbeitenden entwickeln werkstofftechnische Lösungen für die Verbesserung des Lebens von jedem Menschen.

Foto: XRM (X-Ray-Microscope), „3D-Röntgenmikroskop“. Copyright: Ulrich Reiß, Leibniz IWT.

 

Veröffentlichungen

In dieser Podcastfolge erzählt Prof. Dr. Ruth Schilling über einen Pottwahlzahn aus dem 16. Jahrhundert. Dieser Zahn wurde vor Kurzem im Kontext des Projektes „Digital Materialities“ digitalisiert. zum Podcast

Scienceblog Uni Bremen Beitrag Computed Tomography 2.0: A Time Machine von Pia Götz

Scienceblog Uni Bremen Beitrag Mikro-CT-Messungen – Die inneren Werte einer Scherbe aus dem 16. Jahrhundert von Pia Götz

 

Fachtagung: Wissen durch Digitalisate? – Objekte, Bilder, Perspektiven

Gemeinsam mit dem Center for Materials and Processes (MAPEX) sowie dem Institut für Wissensmedien (IWM) veranstaltet das Deutsche Schifffahrtsmuseums (DSM) / Leibniz-Institut für Maritime Geschichte am 15. und 16. Juni 2023 im Forschungsdepot des DSM in Bremerhaven und im Haus der Wissenschaft in Bremen die Tagung „Wissen durch Digitalisate? – Objekte, Bilder, Perspektiven“.

Zum Programm

 

Projektleitung

Prof. Dr. Ruth Schilling 

0471  48 207 833

Schilling@dsm.museum

Prof. Dr. Sebastian Vehlken

0471  48 207 65

vehlken@dsm.museum

Wissenschaftlicher Koordinator

Dr. Frederic Theis

0471 482 07 817

Theis@dsm.museum

 

Wissenschaftliche Koordinatorin

Karolin Leitermann

0471 482 07 108

K.Leitermann@dsm.museum

in Elternzeit

Projektteam

MAPEX

  • Prof. Dr. Lucio Colombi Ciacchi | Projektleitung MAPEX
     
  • Dr. Wolf-Achim Kahl | Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Kontakt MAPEX
    wakahl@uni-bremen.de
     

  • Pia Götz | Wissenschaftliche Mitarbeiterin


IWM 

  • Prof. Dr. Stephan Schwan | Projektleitung IWM
     
  • Dr. Bärbel Garsoffky | Wissenschaftliche Mitarbeiterin
     
  • Dr. Manuela Glaser | Kontakt IWM
    m.glaser@iwm-tuebingen.de
     

DSM 

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Blick in die Werkstatt

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Foto einer Keramikscherbe, die zum Scan geschickt wurde. Foto: DSM / Francesco Basta

Modell-Rendering eines Röntgenscans der Tonscherbe. Pia Götz / MAPEX

Foto eines Pottwahlzahns. Foto: DSM / Francesco Basta

Oberflächenvisualisierung eines Röntgenscans des Pottwahlzahns. Pia Götz / MAPEX und Luca Junge / DSM

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In Kooperation mit

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