„Wenn Eis gebrochen wird, ist das einzigartig“

18.10.2019

Ein Forschungsschiff bringt komplexe technische Herausforderungen mit sich: von der lebensnotwendigen Belüftung bis zur Antriebswelle. Um auf Forschungsreisen jederzeit einem Defekt vorzubeugen, gehört zu der Besatzung dieser Schiffe auch ein Team an Ingenieuren, die sich um Reparatur und Instandhaltung kümmern. Olaf Ziemann fuhr mehr als 23 Jahre mit der POLARSTERN zur See und war als Schiffsbetriebsingenieur für die Technik an Bord zuständig. Am Donnerstag, 24. Oktober, berichtet er bei der Veranstaltungsreihe „Angeheuert! Berufe an Bord“ im Deutschen Schifffahrtsmuseum (DSM) /Leibniz-Institut für Maritime Geschichte von seinem Werdegang und seinen Einsatzgebieten.

Olaf Ziemann, geboren 1959 in einem kleinen Dorf bei Stralsund, wollte schon immer zur See fahren. Aufgewachsen in der DDR lernte er in den Beruf des Schiffsbetriebsschlossers mit anschließendem Studium zum Schiffsbetriebsingenieur, den er erst auf Schiffen der DDR-Hochseefischereiflotte und nach der Wiedervereinigung auf Containerreisen bei der Reederei Hapag-Lloyd ausübte. „Zur damaligen Zeit kam auch der Beruf des Schiffsbetriebsoffiziers groß in Mode. Das sind Offiziere, die sowohl das nautische als auch das technische Patent besitzen und auf der Brücke und im Maschinenraum arbeiten können“, erinnert sich Ziemann. „Das wollte ich auch machen“, schwärmt er, „aber da wurde festgestellt, dass ich farbenblind bin.“ So gelang der Ingenieur im Oktober 1991 auf die POLARSTERN. „Ich hatte vorher noch nie etwas von dem Schiff gehört, aber es hat mir dort gefallen und ich bin dann dageblieben.“

Mit seiner Gelb-Grün-Schwäche war Olaf Ziemann nicht alleine auf dem Forschungsschiff. Knapp 80 Prozent der Ingenieure hätten damals mit einer Farbschwäche zu kämpfen gehabt, für die Crew sei das jedoch nie ein Problem gewesen. Vom dritten Ingenieur arbeitete Ziemann sich über den zweiten Ingenieur hoch zum ersten Ingenieurposten, bevor er 2006 zum Chief Engineer, dem leitenden technischen Offizier ernannt wurde. Auch auf dem Forschungskutter UTHÖRN ist er einige Male gefahren und hat die METEOR in der Werft kennengelernt, doch bis zum Ende seiner Zeit auf See ist er der POLARSTERN immer treu geblieben.

Besonders gut kann sich Olaf Ziemann an einen gesundheitlichen Zwischenfall erinnern: „Mir war einige Tage ein wenig flau im Magen und das ging auch mit Pfefferminztee und Zwieback nicht weg. Ich bin dann morgens zur Ärztin und am Nachmittag lag ich bereits auf dem OP-Tisch.“ Die Schiffsärztin erkannte den Ernst der Lage und handelte. Noch an Bord der POLARSTERN wurde Olaf Ziemann der Blinddarm entfernt. Schon nach kurzer Genesungszeit konnte er jedoch seinen Tätigkeiten wie gewohnt nachgehen. Ziemann war zu diesem Zeitpunkt Ansprechpartner für jegliche technische Arbeit an Bord. Vom Wechsel einer Glühlampe bis hin zu der Reparatur der Maschinen ging alles über ihn. Der Ingenieur lobt vor allem das große Repertoire an Ersatzteilen – improvisieren mussten sie auch bei größeren Defekten fast nie.

In den mehr als zwanzig Jahren hat Olaf Ziemann noch einiges mehr erlebt, wovon er im Rahmen der Reihe „Angeheuert! Berufe an Bord“ erzählt. Dazu zählt aber nicht nur sein Job, sondern auch das Leben umgeben von Wasser, Eis und Schnee: „Wenn Eis gebrochen wird, ist das einzigartig. Als ich das das erste Mal gehört habe, war ich echt verwirrt. Man hört die Eisschollen an der Bordwand lang schaben. Daran gewöhnt man sich ganz schnell und Bedenken, dass da etwas schiefgeht, hatte ich nie.“

Weitere Einblicke in seine Tätigkeit während der verschiedenen Forschungsreisen gibt Olaf Ziemann am Donnerstag, 24. Oktober, bei „Angeheuert! Berufe an Bord“ von 18 bis 19.30 Uhr in der Polarlounge im Neubau des DSM. Der Eintritt ist frei. Wer sich selbst ein Bild vom Leben, Fahren und Forschen an Bord der POLARSTERN machen möchte, kann vor dem Vortrag kostenpflichtig die Sonderausstellung „360° Grad POLARSTERN – Eine virtuelle Forschungsexpedition“ besuchen.

Gesprächsreihe: Angeheuert! Berufe an Bord
Datum: 24. Oktober 2019, 18 – 19.30 Uhr
Treffpunkt: Eingang Sonderausstellung

Kontakt Presse

Thomas Joppig

0471 482 07 832

presse@dsm.museum

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