FSJ: Ein geschenktes Jahr

Blog |

Schiffe mag sie, Bremerhaven und das Meer sowieso: Dorothee Honnen kann sich noch genau an ihren ersten Besuch im Deutschen Schifffahrtsmuseum (DSM) / Leibniz-Institut für Maritime Geschichte erinnern. Jetzt ist die Bremerhavenerin für ein Jahr dauerhaft am Haus, als FSJlerin - hoffentlich genug Zeit, um den naturwissenschaftlichen Krimi rund um den Fund der Kogge zu ergründen und mehr Lieblingsplätze im DSM zu finden. Einen verrät die 18-Jährige schon im Interview.

 

Kannst Du Dich an Deinen ersten Besuch im Schifffahrtsmuseum erinnern?

Ja, der ist zwar schon lange her, aber ich erinnere mich noch gut daran. Ich muss ungefähr sieben Jahre alt gewesen sein. Mit meinem Vater stand ich auf dem riesigen Foto der Bremerhavener Häfen, das damals noch auf dem Fußboden war. Außerdem habe ich das große Pottwal-Skelett im Erweiterungsbau nicht vergessen können. Wir haben natürlich auch die Kogge angeguckt, den historischen Wert des Wracks habe aber noch nicht verstanden. Dennoch, schon damals war ich von Schiffen begeistert und der Besuch im Museum war für mich sehr aufregend.

 

Du bist Bremerhavenerin, warum wolltest Du unbedingt gleich hinterm Deich im DSM Dein FSJ machen und nicht an einem anderen Ort in Deutschland?

Ich wollte nach dem Abitur nicht gleich woanders hinziehen, sondern noch mindestens ein Jahr in Bremerhaven bleiben. Zudem bin ich mir noch nicht ganz sicher, was ich beruflich machen möchte. Ich wollte nicht irgendwas auf gut Glück ausprobieren, sondern mir mit der Entscheidung noch Zeit lassen. Am FSJ reizte mich die Möglichkeit, ins echte Berufsleben reinzuschauen. Das ist eine neue Erfahrung, die sich sehr von den schulischen Strukturen unterscheidet. Bei meiner Suche nach FSJ-Stellen entdeckte ich auch die im DSM. Da ich überlege, später als Lehrerin zu arbeiten, passt die Stelle in der Abteilung Bildung und Vermittlung super.

 

Welche Aufgaben hast Du?

Ich führe zusammen mit meinen Kolleg:innen unterschiedliche Projekte durch und bereite diese vor und nach. Dazu zählen Workshops, Schulprojekte oder Führungen. Wir passen die Projekte immer an die Schulklasse an, die zu uns kommt. Wir konzipieren auch neue Konzepte und überlegen mit den Lehrer:innen, wie man mit den Schüler:innen im Museum zu einem bestimmten Thema arbeiten könnte.

 

Welches persönliche Projekt wirst Du während Deines FSJ anstreben?

Ich plane ein Funktionsmodell unseres Dampfhammers zu bauen. Mithilfe dieses Modells will ich ein Erklärvideo drehen, das den Besuchenden anschaulich vermittelt, wie der Dampfhammers arbeitet. Auf die Idee bin ich gekommen, weil viele Besuchende nach der genauen Funktionsweise des Dampfhammers fragen. Der originale Hammer kann nicht bewegt und dadurch nicht vorgeführt werden. Für die Besuchenden ist es daher schwierig, sich den genauen Ablauf vorzustellen. Wie genau der Hammer später einmal aussehen soll, ist noch nicht genau klar.

 

Wie wird es nach dem FSJ für Dich weitergehen? Wirst Du der Museumsarbeit treu bleiben?

Ich weiß noch nicht genau, was ich nach dem FSJ machen werde. Im Moment überlege ich, eine handwerkliche Ausbildung in der Tischlerei zu absolvieren und mich danach vielleicht weiter zur Berufsschullehrerin ausbilden zulassen. Oder ich studiere Innenarchitektur. Ich bleibe der Museumsarbeit also nicht treu, obwohl sie mir viel Freude bereitet und ich viel lerne.

 

Wem empfiehlst Du ein FSJ im DSM?

Ein FSJ im DSM, in der Abteilung Bildung und Vermittlung, empfehle ich jedem, der Spaß daran hat, mit Kinder zu arbeiten. Derjenige oder diejenige muss sich auch nicht in seiner Freizeit mit Schifffahrt auseinandersetzen. Ein Interesse an Schiffen und Schifffahrtsgeschichte schadet natürlich nicht. Zudem sollte die Person offen sein und Lust haben, mit vielen Leuten zusammen zu arbeiten. Ich finde, jeder, der die Möglichkeit hat, sollte ein FSJ machen. Unabhängig davon, ob man schon einen Plan für die Zukunft hat oder nicht. Man erlebt realen Berufsalltag und kommt auf jeden Fall weiter. Es ist auf keinen Fall ein verschenktes Jahr, das wollten mir einige vorher einreden.

 

Hast Du bereits ein Lieblingsexponat, was Dir besonders am Herzen liegt?

Ja, die Ratte (eigentlich alle Tiere in der Ausstellung). Viele Besuchende vermuten, dass sie im Mittelalter das lästigste Tier für die Seeleute auf der Kogge war. Das Gegenteil ist der Fall. Sie war das harmloseste Tier. Kornkäfer und Miesmuscheln schadeten dem Schiff und der Ladung deutlich mehr. Insgesamt mag ich die Ecke, in der die Vitrine mit der Ratte steht, sehr gerne. Hier erfährt man viel über das Leben an Bord Kogge im Mittelalter.

 

Welcher Ort in der Kogge-Halle gefällt Dir am besten und weshalb?

In der Kogge-Halle fühle ich mich besonders wohl im Erdgeschoss. Dort, wo die Zeitleiste Infos zum Fund des Wracks beschreibt. Die ganze Geschichte um die Kogge finde ich spannend und entdecke immer wieder etwas Neues an. Vor allem die Konservierung interessiert mich, weil ich mich für Naturwissenschaften begeistere. Sie ist nicht nur zeit- und kostenintensiv gewesen, sondern auch innovativ.

 

Dorothee Honnen vor einem Schiffsmodell im DSM.

Foto: DSM / Annica Müllenberg

.svgNavPlus { fill: #002c50; } .svgFacebook { fill: #002c50; } .svgYoutube { fill: #002c50; } .svgInstagram { fill: #002c50; } .svgLeibnizLogo { fill: #002c50; } .svgWatch { fill: #002c50; } .svgPin { fill: #002c50; } .svgLetter { fill: #002c50; } Universität Bremen