Zivile und militärische Schifffahrt

Um 1900 setzte eine erste Phase der Globalisierung ein, die Welt wuchs zusammen. Maßgeblichen Anteil daran hatten die zivile und die militärische Schifffahrt, die zu jener Zeit eng zusammenwirkten

Neben der Erfindung von Eisenbahn und Telegraf war vor allem die technische Weiterentwicklung im Schiffbau Voraussetzung dafür, dass die Welt Ende des 19. Jahrhunderts in ein Zeitalter steigender wirtschaftlicher, politischer und kultureller Verflechtung eintrat. Einer steigenden Anzahl von Menschen wurde es möglich, mit dem Dampfschiff sicherer und schneller als je zuvor über die Weltmeere zu fahren. Räumliche Distanzen waren leichter überwindbar, die Wahrnehmung von Raum und Zeit veränderte sich. Zugleich stand diese erste Globalisierungsphase aber auch in engem Zusammenhang mit imperialen und machtpolitischen Interessen der westlichen Welt. Am Beispiel des Deutschen Kaiserreichs zeigen wir in dem Ausstellungsbereich "Zivile und militärische Schifffahrt im Zeitalter zunehmender globaler Verflechtungen (1870 bis 1914)", wie eng die zivile und militärische Schifffahrt mit diesen Interessen zusammenhingen.

Vom Deutschen Kaiserreich hinaus in die Welt

Kaiser Wilhelm II. wollte Deutschland zu einer Großmacht zur See aufbauen und den deutschen Einflussbereich in politischer, wirtschaftlicher und kultureller Hinsicht nach Übersee ausweiten. Dafür sollten der Erwerb von kolonialem Besitz vorangetrieben und die zivile und militärische Schifffahrt ausgebaut werden. Die Politik unterstützte die deutschen Werften und Schifffahrtsunternehmen. Die Hamburg-Amerika Linie (HAPAG) in Hamburg und der Norddeutsche Lloyd (NDL) in Bremen bauten immer größere Passagierschiffe, mit denen das Deutsche Reich in einen Wettlauf mit anderen Nationen um die schnellste Atlantiküberquerung eintrat. Als Symbole nationaler Größe transportierten die Dampfer unzählige Passagiere von der I. bis zur III. Klasse nach Übersee und zurück. Kriegsschiffe wurden entsandt, um die Seewege und die kolonialen Interessen Deutschlands vor Ort zu schützen und abzusichern. Die von staatlicher Seite subventionierten Reichspostdampfer sorgten für regelmäßige Verbindungen über die Weltmeere und stärkten so die Wirtschafts- und Handelsbeziehungen. Die enge Verflechtung von ziviler und militärischer Schifffahrt fand auch auf einer unteren Ebene ganz praktisch statt. Fracht- bzw. Passagierschiffe beförderten etwa Soldaten oder Marineangehörige von Deutschland nach Übersee. In unserer neuen Ausstellung wollen wir zeigen, welche globalen Interessen mit der Schifffahrt verbunden waren und wie diese zum Teil bis in die heutige Zeit hineinwirken.

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Weiterführende Literatur

Sebastian Conrad und Jürgen Osterhammel (Hrsg.):
Das Kaiserreich transnational. Deutschland in der Welt 1871–1914,
2. Aufl. Göttingen 2006


Hartmut Klüver und Peter Hammer (Hrsg.):
Das Zusammenwirken von Handelsschiffen und Seestreitkräften in Deutschland (Beiträge zur Schiffahrtsgeschichte, Bd. 11),
Düsseldorf 2005


Jürgen Osterhammel und Niels P. Petersson:
Geschichte der Globalisierung. Dimensionen, Prozesse, Epochen,
5. durchgesehene Aufl. München 2012


Volker Plagemann (Hrsg.):
Übersee. Seefahrt und Seemacht im deutschen Kaiserreich,
München 1988

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