Musealer Umgang mit der Kolonialgeschichte

Zum musealen Umgang mit der Kolonialgeschichte

Unter dem Deckmantel einer vermeintlich mechanisch-technischen Aufzeichnung der „Wirklichkeit“ finden sich auch unter den Aufnahmen zahlreiche Bildbeispiele rassistisch unterlegter Darstellung des „Anderen“. Wie aber heute mit diesen Fotografien umgehen?

In der Diskussion über die „geraubten Schatten“ oder eine „Fotografie-wider-Willen“ fordern einige Vertreter der Postcolonial Studies heute, diese unter fragwürdigen und zwanghaften Machtverhältnissen entstandenen Aufnahmen überhaupt nicht mehr öffentlich zu zeigen, da kein Einverständnis der Dargestellten vorausgesetzt werden kann. Der unrechtmäßige Akt der „Bildnahme“ werde durch die öffentliche Zurschaustellung des geraubten Bildes reproduziert. In den letzten Jahren diversifizieren weitere postkoloniale Bildwissenschaftler*innen diese grundsätzliche Zuschreibung einer fehlenden Autonomie der Bildsubjekte und öffnen unseren Blick für die komplexen Ausrichtungen und die Widersprüchlichkeit des kolonialen Blicks. Sie verweisen auf Beispiele, in denen sich nichteuropäische Kulturen westliche Bildkonventionen angeeignet und gezielt adaptiert haben.

Auch in dieser Ausstellung wird deutlich, dass die bildliche Zuweisung von „Opfer“ und „Täter“ in dieser eindeutigen Form manchmal schwer zu treffen ist. Zu welcher Gruppe zählen beispielsweise die zahlreichen indigenen Kollaborateure des deutschen Kolonialregimes? Hier sehen Sie an einigen Bildbeispielen, wie einzelne Vertreter der unterdrückten Kulturen ganz gezielt westliche Bildtraditionen für ihre privaten und politischen Absichten einzusetzen begannen.

Den Fotografien wilhelminischer Marinematrosen ist zweifellos eine zutiefst eurozentrische Perspektive eingeschrieben. Ideologische Verfehlungen einer Zeit lassen sich nicht im Nachhinein korrigieren: Es wäre ein Fehler, sie aus der Geschichtsschreibung heraus retuschieren zu wollen. Der eurozentrische Blick lässt sich jedoch über eine Einbindung und die Zugänglichmachung der Bilder im Dialog mit den Herkunftsländern dekonstruieren. Es ist deshalb geplant, die hier gezeigte Bildauswahl im Nachklang der Ausstellung von Personen aus den Herkunftsländern kontextualisieren zu lassen. Zudem können Besucher*innen auf den Seiten der Online-Ausstellung ihre Kommentare und Anmerkungen zu den Fotografien hinterlassen.

Kontakt

PD Dr. Gisela Parak

+49 (0) 471 482 07 834

g.parak@dsm.museum
 

Wissen Sie mehr? Bitte senden Sie uns Ihre Anmerkungen und Kommentare. 

bibliothek@dsm.museum

Impuls Bildethik

Name der Sprecherin: Neele Bahr

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Impuls Arbeiten mit der Sammlung - Das Fotobuch als materielles Objekt

Name der Sprecherin: Judith Beneker

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