Provenienzforschung: DSM klärt Herkunft von Kulturgut

Das DSM überprüft seit 2017 systematisch seine Sammlung auf die Provenienz (Herkunft) der Kulturgüter. Das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste unterstützt das Projekt

Die Provenienzforschung (auch Provenienzrecherche, Provenienzerschließung oder Herkunftsforschung) beschäftigt sich mit der wissenschaftlichen Erforschung der Herkunft (Provenienz) und den wechselnden Besitzverhältnissen von Kulturgütern, Kunstwerken, Archivalien und Büchern. Ferner ist es ihre Aufgabe, den Verbleib von vermisstem Kulturgut zu klären.

Zur Erforschung der Provenienz von Kulturgütern in der Sammlung werden einerseits Daten ausgewertet, die sich direkt am betreffenden Objekt befinden: Rückseitenbeschriftungen, Künstler- und Eigentümervermerke bei Gemälden, handschriftliche Einträge, Marginalien, Widmungen, Initialen, Stempel oder Exlibris bei Büchern und Archivalien. Andererseits werden externe Materialien wie Kataloge, Aktenbestände, Verkaufsunterlagen des Kunsthandels, Auktions- und Ausstellungskataloge, Archivalien oder Briefe auf Hinweise von früheren Besitzern untersucht.

Um sich, wie andere deutsche Museen auch, seiner Verantwortung zu stellen und Kulturgut, das bis 1945 entstanden ist, auf seine Provenienzen hin zu untersuchen, steht eine systematische Überprüfung des Sammlungsbestandes im DSM an. Seit Februar 2017 wird die Provenienzforschung im Deutschen Schifffahrtsmuseum mit einer zeitlich befristeten Stelle durch das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste in Magdeburg gefördert.

 

Sammlungsbestände werden systematisch auf Raubkunst überprüft

Das 1971 gegründete und 1975 eröffnete Deutsche Schifffahrtsmuseum in Bremerhaven untersucht seit 2017 seine Sammlungsbestände systematisch auf NS-verfolgungsbedingt entzogene Kulturgüter (Raubkunst). Hierbei geraten zunächst zwei Komplexe aus dem „Gründungsbestand“ des Museums unter Verdacht – also jene Objekte, die bei der Gründung des Museums zuerst ans Haus kamen und welche die Eckpfeiler der Sammlung darstellen. Dieser Bestand umfasst technik-, sozial- und wirtschaftshistorisch relevante Objekte, Schiffsmodelle, Gemälde und Graphiken sowie Archivalien und Fotografien zur deutschen Schifffahrtsgeschichte.

Zum „Gründungsbestand“ gehören u. a. Objekte aus einer umfangreichen Privatsammlung sowie jene Kulturgüter, die dem DSM aus dem Morgenstern-Museum Bremerhaven überlassen wurden. Die Provenienzen einiger dieser Objekte sind für den Zeitraum zwischen 1933 und 1945 nicht eindeutig geklärt; es bestehen Provenienzlücken, die geschlossen werden müssen. Erforscht werden im Zuge des Projektes auch die Hintergründe von Sammlungen und spezifischen Sammlerpersönlichkeiten.

Hinweise auf Raubgut sind im DSM auch außerhalb dieser beiden Sammlungskomplexe zu finden: bei zeitgleich und auch später getätigten Ankäufen aus dem Kunsthandel und bei Übernahmen von privaten Sammlungen. Daher werden in einem dritten Komplex zudem konkrete Verdachtsfälle geprüft.

Das Projekt wird durch Eigenmittel des Deutschen Schifffahrtsmuseums und des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste finanziert.

 

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