Was bedeutet Biodiversität für Sie?
Diversität und Differenz sind zentrale Begriffe in den Sozial- und Kulturwissenschaften. So wie die moderne und westliche Trennung von Natur und Kultur immer mehr erodiert, entstand auch Biodiversität als ein die Grenzen von Disziplinen überschreitender Begriff. Als Kulturanthropologe fehlt mir in der Debatte aber oft ein Verständnis für Beziehungen und Verbindungen zwischen den ‚Arten‘.
Warum betrifft Ihre Forschung die Gesellschaft und jede*n Einzelne*n?
Forschung im Bereich der politischen Ökologie interessiert sich für die Grenzbeziehungen zwischen Natur und Kultur. Wir als Menschen bestimmen mit unserem Handeln die Natur. Daher macht es einen Unterschied, die Welt aus einer Perspektive der Hybridität oder einer Perspektive der ‚Reinheit‘ zu betrachten – und es hat weitreichende politische Konsequenzen für den Umgang mit dem Eigenen und dem Fremden.
Was war die bisher überraschendste Erkenntnis in Ihrer Forschungskarriere?
Offen für Überraschung sein, ist immer ein gutes Leitprinzip für wissenschaftliche Forschung. Im Grenzbereich der NaturenKulturen bin ich immer wieder überrascht, wie sich Diskurse in vermeintlich ‚getrennten‘ Feldern ähneln, mit welchen Metaphern, Symboliken und Stereotypien transdisziplinär argumentiert wird.
Was haben Ihre Forschungsergebnisse mit unserem Handeln in Alltag zu tun?
Alle Handlungen, Verbote und Richtlinien, die wir mit guten Intentionen anstreben, können immer zum Nachteil von Anderen sein. Der Schutz für eine ‚Art‘ kann beispielsweise eine Gefahr für eine andere bedeuten – diese Verbindungen gilt es, soweit möglich, immer zu reflektieren.