Kinder, Koggen und Kartons voll Kreativität

Blog | Clara Kampa | 27.03.2020

Die "Kogge im Karton" – unter diesem Motto haben sich Bremerhavener Grundschüler*innen der Goetheschule auf kreative Art mit den Handelsschiffen des Mittelalters beschäftigt – und ihre Ergebnisse im Rahmen der Bremer Schuloffensive ihren Familien und Bekannten im Deutschen Schifffahrtsmuseum / Leibniz-Institut für Maritime Geschichte (DSM) präsentiert. Unsere Praktikantin Clara Kampa über einen außergewöhnlichen Nachmittag im Museum.

Es ist ungewöhnlich laut im Eingangsbereich der Kogge-Halle. Schüler*innen der zweiten Klasse tummeln sich aufgeregt in den Gängen des Museums. Zwischen Gekreische, Gemurmel und Gedränge lassen sich vereinzelt Gesprächsfetzen heraushören. „Wie viele Jahre ist die Kogge alt? - Guck auf den Zettel“, ermutigt eine Lehrerin ihren Schüler, den Text nicht zu vergessen.

Zwei Schulklassen präsentieren an diesem 14. Februar ihre Ergebnisse, die sie im Rahmen des Projekts der Bremer Schuloffensive am Deutschen Schifffahrtsmuseum / Leibniz-Institut für Maritime Geschichte erarbeitet (DSM) haben. Es handelt sich dabei um ein an den Sachkundeunterricht angepasstes Mini-Projekt, in welchem die Grundschulkinder durch künstlerische Gestaltungsangebote dem Museum näherkommen. Innerhalb von acht Terminen vertieften sie unter Anleitung von Sabrina Nisius und Ruth Sommer (Bildung und Vermittlung) Inhalte zur Kogge und den mittelalterlichen Lebensumständen. Aspekte wie Arbeitsbedingungen, Nahrung und Kleidung wurden dabei behandelt und in den Forschungsmappen der Schüler*innen festgehalten. Den Titel „Die Kogge im Karton“ trägt das Projekt nicht ohne Grund: Die Kinder konzipierten ihr eigenes dreidimensionales Kogge-Kunstwerk. Ihre eigens dazu entworfene Geschichte um das Handelsschiff gestalteten sie innerhalb eines Schuhkartons. So gelang es allen, auf originelle und individuelle Art ihre Interpretation einer Koggen-Geschichte darzustellen. Zu sehen waren dabei Unwetterszenarien und Sonnenuntergänge, Flüsse oder Ozeane mit geheimnisvollen Inseln, wundersame Meereswesen und vieles mehr.

„Dürfen wir mit dem Fahrstuhl fahren“, fragt ein Kind, das gerade seinen Regenmantel auf den bunten Jackenhaufen im Werkraum hat fallen lassen. Die Aufregung unter den Grundschüler*innen ist groß, denn gleich werden sie ihre eigene Führung geben. Diese haben sie im Laufe des Projektes entwickelt und können somit den eingeladenen Familienmitgliedern und Freund*innen auch einen Überblick über die Ausstellungsinhalte geben.

Es geht los. Die erste Gruppe hat sich vor der Kogge platziert und liest der Reihe nach die auf Papierschnipseln notierten Sätze vor. „Die Kogge ist ein Segelschiff aus dem Mittelalter“, erklingt die erste Stimme. „Sie ist sechs-hundert-vierzig Jahre alt“. Die Jahreszahl wurde fehlerfrei ausgesprochen, puh! Die zunächst leisen, verunsicherten Stimmen lassen sich nicht immer eindeutig verstehen. Vor einem größeren Publikum zu lesen – das ist für viele der Kinder eine aufregende Erfahrung.

Die Gäste werden nach und nach zu ausgewählten Stationen der Ausstellung geführt. Ein Mädchen zeigt auf eine Vitrine, in der sich Schwefel befindet und erklärt ihrer erwachsenen Begleitung „Der stinkt ganz doll“. Ihr wird zustimmend zugenickt.

Im oberen Stockwerk erklären die Kinder, welche Kleidung die Menschen im Mittelalter getragen haben. „Die Kleidung im Mittelalter war aus Wolle“. „Die Kleidung war nicht so bunt wie heute“. „Eine praktische Kopfbedeckung ist die Gugel.“
„Wissen denn alle was eine Gugel ist“, fragt Ruth Sommer die versammelte Menge. Ganz viele Kinderstimmen bejahen das. „Wissen denn die Erwachsenen das auch?“ Lauthals ertönt ein „Nein“ der triumphierenden Schüler*innen. Zum Glück gibt es dafür Anschauungsmaterial. Beispielhaft wird einem Kind eine Gugel aufgesetzt. Die kapuzenartige Kopfbedeckung ist nun den meisten doch bekannt.

Schließlich beginnt die Präsentation der erarbeiteten Materialien. Die Forschungsmappen und Kogge-Kunstwerke werden den Besucher*innen nun freigegeben. Zu bestaunen sind abenteuerliche und idyllische Schifffahrtserzählungen, die im Anschluss auch in der Schule zu sehen sein werden.

Das Projekt wurde durch die Bremer Schuloffensive finanziert. Der Verein ermöglicht seit 20 Jahren außerschulische Projekte aus den Bereichen Kunst & Kultur, Musik, Sprachförderung und Sport.  Vor zwei Jahren wurde die Förderung auf Bremerhaven ausgeweitet. Dadurch werden unter anderem Projekte des DSM finanziert. Neben dem hier beleuchteten Projekt für Grundschulen gibt es weitere Angebote für alle Altersklassen. Die Angebote lassen sich über die Homepage der Schuloffensive einsehen: http://www.bremer-schuloffensive.de/bewerben-kunst-kultur-brhvn.htm Bei Interesse sind alle Lehrkräfte herzliche eingeladen, sich mit ihrer Klasse zu bewerben. Die Bewerbung erfolgt direkt bei der Bremer Schuloffensive.  

Bei Fragen zu den Projekten am DSM und konkreten Anpassungsmöglichkeiten für die jeweiligen Klassen kontaktieren Sie gern Sabrina Nisius (Nisius@dsm.museum) oder Birte Stüve (Stueve@dsm.museum).

Foto: Clara Kampa

Foto: Goetheschule Bremerhaven

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