Wir wollen die Prozesse unserer Forschung transparent gestalten
Der institutionelle Rahmen von Museen erzeugt meist das Phänomen, dass Aussagen und Informationen in ihrer sachlichen Korrektheit vom Publikum als richtig wahrgenommen werden. Auswahl und Präsentation von Objekten gehen allerdings Schritte voran, die dem Publikum oftmals nicht vorgestellt werden. Restaurierungs- und Präparationsarbeiten orientieren sich daran, die ursprüngliche Gestalt zu präsetieren. Dass sich dies aufgrund der Materialität als Herausforderung erweist, stellt einen zentralen Punkt des Anspruchs dar, Kulturgut zu bewahren und zu vererben. Erliegen Objekte dem Zerfall oder werden womöglich zerstört, gilt es diese zu rekonstruieren. Als Forschungsmuseen haben wir den Anspruch, den Rekonstruktionsprozess transparent zu gestalten.
Sekundärquellen, wie beispielsweise Zeichnungen, Gemälde oder Münzen, dienen unseren Forscher*innen als Basis, Objekte in einen authentischen historischen Kontext zu bringen oder wiederherzustellen. Eine transparente Forschungsstrategie bezieht die Besucher*innen in diesen Rekonstruktionsprozess mit ein: Die Vielfalt an Möglichkeiten für die optische Gestalt oder Funktionsweise von Objekten bündelt sich in der Formulierung der „fragilen Evidenz“. Diese sensibilisiert dafür, dass Evidenz nicht absolut, sondern relativ zu verstehen ist: Es gibt mehrere Möglichkeiten, Rekonstruktionen zu entwickeln und zu präsentieren. Die Entscheidung für genau eine Form von Rekonstruktion gehört zum Prozess wissenschaftlichen Arbeitens dazu. Daher betont dieser Begriff die Offenheit von Forschungsergebnissen.