Die GRÖNLAND: Anfänge der Forschungsschifffahrt

Im Mai 1868 brach das Schiff GRÖNLAND nach Norden auf um einen möglichen Seeweg zum Nordpol zu erkunden. Heute befindet sich das Traditionsschiff im Besitz des Deutschen Schifffahrtsmuseums und wird noch immer in Fahrt gehalten.

Auch wenn der Klimawandel die nördliche Polkappe immer stärker abschmelzen lässt, versetzt die Vorstellung, den Nordpol mit einem unmotorisierten Segelschiff erreichen zu wollen, doch in Erstaunen. Vor 150 Jahren, lange bevor sich die Gesellschaft Gedanken über CO2-Ausstoß und steigende Meeresspiegel machte, war die Erforschung der Polarregionen bereits für einige wenige Personen Ziel vieler Bemühungen. Einer der aktivsten Akteure war der deutsche Geograf und Kartograf August Petermann. In mehreren Schriften rief er, durchaus in bewusster Konkurrenz zu britischen und amerikanischen Bestrebungen, dazu auf, dass Deutschland sich stärker in der Erforschung der Polarregionen engagieren solle. Sein Interesse an diesen Regionen lässt sich wohl am ehesten als universell bezeichnen und steht in der Tradition anderer weltweit vorangetriebener Expeditionen. Neben der Erforschung klimatischer Bedingungen stand bei ihm auch die Geografie, Geologie, Botanik und Zoologie im Blickpunkt des Interesses. Die erste deutsche Polarexpedition wurde dabei als Auftakt und Vorerkundung für weitere, spätere Fahrten angesehen.
Einer seinerzeit weit verbreiteten Theorie folgend, nahm auch Petermann an, dass u. a. durch den Golfstrom eine eisfreie Zone existierte, welche bis zum Nordpol reichte. Einen möglicherweise schiffbaren Korridor vermutete er an der grönländischen Ostküste. Nach zähen Bemühungen gelang es ihm, Finanzmittel einzuwerben und 1868 eine erste Expedition unter der seemännischen Leitung von Kapitän Carl Koldewey auf die Reise zu schicken. Die Crew bestand insgesamt aus zwölf Personen, welche nach nautischen Gesichtspunkten ausgewählt wurden. Reine Wissenschaftler waren nicht beteiligt. Das dazu eingesetzte Schiff wurde auf den Namen GRÖNLAND getauft.

 

Vom Robbenfänger zum Forschungsschiff

Das von Petermann für die Reise in die Arktis erworbene Schiff ist ein Vertreter des zu seiner Zeit in Norwegen weitverbreiteten Schiffstyps „Nordische Jagt“. Dieser Schiffstyp wurde für die Robbenjagd und den Küstentransport eingesetzt. Das bauchige Schiff wurde auf der eher bescheidenen norwegischen Werft von Toleff Toleffsen in Skanevik gebaut. Es ist knapp 30 m lang, 6 m breit und hat einen Tiefgang von 2,2 m. Ausgestattet mit einem Mast besteht der Segelplan aus einem großen Gaffelsegel mit einem optionalen Toppsegel, drei Vorsegeln und zwei Rahsegeln. Auch die Steuerung mittels einer Pinne hat sich bis heute nicht verändert. Koldewey und seine Crew mussten sich vollkommen auf günstige Windverhältnisse verlassen. Um dem Eis angemessen zu begegnen, wurde das Schiff vor Aufbruch deutlich verstärkt und an die Bedürfnisse einer Langfahrt angepasst.

Von Bergen aus Ende Mai gestartet, wurde zunächst versucht die grönländische Ostküste anzulaufen. Dies wurde jedoch durch Treibeis behindert und misslang letzten Endes aufgrund eines undurchdringlichen Eisgürtels. Daraufhin fuhr Koldewey Spitzbergen an und erreichte am 15. September den nördlichsten Punkt der Reise bei 81°4,5‘ nördlicher Breite, 15°17‘ östlicher Länge. Nach weiteren erfolglosen Versuchen, eine Durchfahrt durch den Eisgürtel nach Nordwesten zu finden, wurde die Rückfahrt nach Bergen angetreten und der Hafen am 29. September erreicht. Nach kurzem Aufenthalt ging die Fahrt weiter nach Süden, und am 10. Oktober 1868 wurde schließlich Bremerhaven erreicht, wo unter großem Jubel Schiff und Crew in Empfang genommen wurden.

Die wissenschaftlichen Ergebnisse der Fahrt wurden im Folgenden unterschiedlich bewertet. Die Resultate einer ganzen Reihe von Messungen wurden jedoch zur weiteren Erforschung zur Verfügung gestellt. Bereits von seinen Zeitgenossen wurde besonders Carl Koldewey hoher Respekt für seine seemännischen Fähigkeiten gezollt. Seinem umsichtigen Handeln ist es wohl zu verdanken, dass weder Crew noch Schiff während der Fahrt größeren Schaden erleiden mussten.

 

Vom Forschungsschiff zum Küstensegler und Museumsschiff

Direkt nach Abschluss der ersten Fahrt stand für die Beteiligten fest, dass weitere Expeditionen vorgenommen werden sollten. Die GRÖNLAND hingegen wurde dafür als unzureichend empfunden. Größere und modernere Schiffe erhielten den Vorzug. So wurde der Segler wieder zurück nach Norwegen verkauft. Dort ist das Schiff seinem ursprünglichen Zweck wieder zugeführt worden und diente als Fischereifahrzeug, Robbenfänger und Transportschiff. In diesem Zeitraum von etwa einhundert Jahren wurden verschiedene Veränderungen am Schiff vorgenommen. Neben einem Motor wurden auch ein Ruderhaus und ein Schornstein eingebaut. 1970 ist das Schiff schließlich durch einen Osloer Schiffsliebhaber gekauft und wieder in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzt worden, um es als Museumsschiff zu nutzen. Die Pläne, das Schiff in Norwegen zu präsentieren, zerschlugen sich allerdings. Gleichzeitig wurde in Bremerhaven bekannt, dass das Schiff GRÖNLAND in Norwegen die Zeiten überdauert hatte. Nach einer ersten Präsentation des Schiffes anlässlich der Olympiade 1972 in Kiel wurde das Schiff nur ein Jahr später für 120.000 DM durch das noch junge Deutsche Schifffahrtsmuseum angekauft.
Bereits ab diesem Zeitpunkt wurde viel Energie in den Umbau und später in die Pflege des Schiffes gesteckt. Von Beginn an war vorgesehen, das Schiff aktiv zu segeln und als mobile Außenstelle des Museums zu nutzen. Dazu wurde das Fahrzeug in die Verantwortung einer ehrenamtlichen Crew übergeben. Seit fast 50 Jahren wird das Schiff Hand in Hand durch das Museum und die Crew in Fahrt gehalten. Neben diversen Wochenendtörns sind besonders die längeren Reisen nach Skandinavien über die Jahre hervorzuheben. Ebenso sind Schiff und Crew im Rahmen überregionaler Veranstaltungen als besondere Gäste ins Binnenland nach Bonn oder Berlin eingeladen worden. Bei diesen und anderen Gelegenheiten wurde und wird das Schiff gerne der Öffentlichkeit präsentiert. Dabei werden die Geschichte des Schiffes und traditionelle Seemannschaft vermittelt wie auch Werbung für das Deutsche Schifffahrtsmuseum gemacht. Unter den Tausenden Besuchern findet sich mittlerweile auch eine große Anzahl von Bundespräsidenten und Kanzlern der letzten Jahrzehnte, die einen Fuß an Bord gesetzt haben und sich vom Schiff haben begeistern lassen.

Hinweis

Das Polarforschungsschiff wird zurzeit saniert.

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Die GRÖNLAND im Einsatz

Ausgestattet mit einem Mast besteht der Segelplan aus einem großen Gaffelsegel mit einem optionalen Toppsegel, drei Vorsegeln und zwei Rahsegeln

 

 

Seit 50 Jahren wird das Schiff durch das Museum in Fahrt gehalten

Die Grundpflege, Instandhaltung und kleinere Reparaturen werden durch die etwa 25-köpfige Crew durchgeführt

 

 

An Bord mit ausgebildeten Spezialist*innen

Die GRÖNLAND beherbergte schon viele Forscher*innen, unter anderem Dr. Reinhard A. Krause (ehemaligen AWI-Wissenschaftler)

 

150 Jahre GRÖNLAND – 150 Jahre Expedition

Die GRÖNLAND befindet sich heute dank der finanziellen Unterstützung durch das Deutsche Schifffahrtsmuseum und den Förderverein des Deutschen Schifffahrtsmuseums in einem exzellenten Zustand. Die Grundpflege, Instandhaltung und kleinere Reparaturen werden durch die aktuell etwa 25-köpfige Crew durchgeführt, für größere Arbeiten kann auf die Mitarbeiter*innen der Werkstatt des Deutschen Schifffahrtsmuseums zurückgegriffen werden. Technisch aufwändigere Arbeiten, wie z. B. der im Winter 2017/2018 erfolgte Neubau des Mastes, werden durch spezialisierte Werfen durchgeführt, dies aber immer in enger Zusammenarbeit mit der Crew. Im Sommer kann das Schiff an seinem festen Liegeplatz im südlichen Teil des Neuen Hafens in Bremerhaven angetroffen werden. Im Winter wird das Schiff in der Regel in den Museumshafen verholt.
Die Crew ist bunt gemischt, vom Studenten bis zum Rentner verschiedenster Berufsgruppen. Lediglich der Anteil weiblicher Crewmitglieder hat noch Ausbaupotential. Wichtige Funktionen an Bord sind und müssen mit gut ausgebildeten Spezialisten besetzt sein. So ist der aktuell hauptverantwortliche Kapitän der GRÖNLAND, Rainer Mogel, ausgebildeter Nautiker mit langjähriger Erfahrung in der zivilen Schifffahrt wie auch auf einer ganzen Reihe anderer Traditionsschiffe.
Um Crewmitglied zu werden, sind aber keine speziellen Vorkenntnisse vonnöten. Ein regelmäßiges Engagement wird aber vorausgesetzt, frei nach der üblichen Devise „Hand gegen Koje“. So wird die GRÖNLAND hoffentlich auch noch in 50 Jahren aktiv gesegelt werden und dem Deutschen Schifffahrtsmuseum als mobile Außenstelle dienen können.

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