„Kurs Nordnordwest!“:. Am Steuer der GRÖNLAND
Ein Ruderhaus und Steuerrad besitzt die GRÖNLAND nicht. Stattdessen wird das Schiff direkt mit der Ruderpinne gelenkt. Das ist ein kräftiges Holz, das horizontal am Ruderschaft befestigt ist. Trotz ihrer fülligen Bauweise reagiert die GRÖNLAND unmittelbar und präzise auf alle Ruderlagen. Das ist in engen Gewässern von Vorteil. Auf See allerdings spürt der Rudergänger dann auch jede Welle, die am Ruder zerrt. Deshalb ist das vordere Pinnenende durch zwei frei laufende Taue rechts und links mit der Schanz verbunden. Wellenbewegungen werden so durch die Taue abgefangen, was den Rudergänger – bei oft stundenlanger Wache – spürbar entlastet.
Kommandos kommen vom Skipper, wobei je nach Fahrtgebiet (Hafen, Revier, See) unterschiedliche Weisungen ausgegeben werden. Bei Manövern im engen Hafen wird die Ruderlage angesagt; so etwa „Backbord 10 (Grad)!“, „(Ruder) Mittschiffs!“ und „Hart Steuerbord!“. Stets wiederholt der Rudergänger das Kommando laut, um anzuzeigen, dass er es verstanden hat. In Revieren mit Seezeichen (z.B. auf der Außenweser) wird nach den Tonnen gesteuert, weshalb der Skipper hier selten eingreifen muss. Steuerbordtonnen (grün, spitz, ungerade Nummerierung) und Backbordtonnen (rot, stumpf, gerade Nummerierung) markieren das Fahrwasser, wobei erstere bei Kursen nach See mit der Backbordseite passiert werden. Hier ist vorausschauendes Steuern angesagt. Lange im Voraus muss der Rudergänger die Tonnen sehen, um den Kurs frühzeitig anzupassen. Was bei guter Sicht unproblematisch ist, kann bei Regen, Nebel oder tief stehender Sonne schon einmal schwierig werden, weshalb dann immer ein Fernglas griffbereit liegt. Auf See, wo weder Kajen noch Seezeichen Orientierung schaffen, wird nach den Himmelsrichtungen gesteuert. Der Skipper sagt dann Kompasskurse an. Auf einer Tour von Bremerhaven nach Helgoland sind das meistens Kurse um 320–350° (Nordwest – Nordnordwest). Bei unruhigem Wasser muss der Rudergänger abwechselnd die Bugspitze und den Kompass im Blick behalten, denn schon eine kurze Unaufmerksamkeit lässt das Schiff aus dem Kurs laufen. Generell sind die GRÖNLAND und ihre Crew von den Gezeiten abhängig, da an der Nordsee viele Flussmündungen und Häfen nur mit aufkommender Tide oder bei Hochwasser angesteuert werden können.