Rainer Mogel – Kapitän einer Schiffslegende
Der 74-jährige Rainer Mogel ist der stolze Kapitän der GRÖNLAND und damit mit Sicherheit keine Landratte. Zwar hat der Seemann eine Frau und ein Haus in Bremerhaven, aber: „Eine Koje ist eine Koje“, sagt er und dafür gibt es einen Grund. Bereits als 15-jähriger hat er zum ersten Mal auf Decksplanken gestanden. Eine Ausbildung zum Kapitän sollte es für ihn sein. Was hätte da besser gepasst, als der legendäre Norddeutsche Lloyd in Bremerhaven?
„Es ging auf der ersten Fahrt mit einem Schiff nach Wangerooge“, erinnert sich Rainer Mogel.
Er sitzt in der Kapitänskajüte an Bord der „Grönland“ und blickt versonnen auf die Seekarte auf dem Tisch. „Das war für mich wie die Karibik. Eine Insel, da kam man ja damals nicht jeden Tag hin.“ Danach folgten legendäre Passagierschiffe wie die „Bremen“ und die „Berlin“. Die Seefahrt hatte es ihm so angetan, dass das nächste Fahrtziel sofort feststand: New York. „Wir konnten uns ja beim Lloyd aussuchen, wo wir weltweit hinfahren wollten“, sagt Rainer Mogel und sieht heute immer noch so begeistert aus wie damals. Der abenteuerlustige Teenager ließ sich das nicht zwei Mal sagen. Schon das nächste Ziel nach New York war Australien. „Eine tolle Zeit“, schwärmt der heutige Kapitän der „Grönland“. Er lässt den Blick durch die kleine, gemütliche Holzkabine mit den beiden Kojen schweifen. „Aber das hier auf der „Grönland“, das ist auch was ganz Besonderes.“
Der Umgang mit einem solchen Schiff muss gelernt sein
Rainer Mogel muss es wissen. Er war zehn Jahre Schiffsführer auf dem Löschkreuzer „Weser“ und ist neben seiner Tätigkeit bei der Feuerwehr mehr als 20 Jahre ehrenamtlich als Steuermann auf dem legendären Dreimaster „Alexander von Humboldt“ gefahren. Die „Grönland“ hat zwar nur einen Mast, aber dafür hat das älteste Polarforschungsschiff Deutschlands ganz andere Qualitäten, sagt er. „Mit diesem Schiff ist vor 150 Jahren die erste deutsche Arktisexpedition in Richtung Nordpol gesegelt. Das ist eine unglaubliche Leistung und die „Grönland“ erfordert vollen Einsatz“, erzählt der Kapitän. Es sind mindestens vier Leute notwendig, um das 100 Quadratmeter große Hauptsegel hochzuziehen. „Wenn dieses Schiff“ erst einmal ordentlich am Wind läuft, dann hält es nichts mehr auf“, schwärmt Mogel.
Aber einfach, sagt der Kapitän, sei das alte Polarforschungsschiff nicht. „Schiffe dieser Art sind sehr windanfällig. Das Manövrieren ist aufgrund der Bauform schwierig“, erzählt Rainer Mogel. Ohne Bugstrahlruder und mit Pinnensteuerung brauche die Führung dieses Schiffes schon ein bisschen Erfahrung. Das mache sich ganz besonders beim Anlegen bemerkbar. Man braucht ein gutes Händchen für die „Grönland“ und etwas Geduld. „Aber lieber mehr Zeit beim Anlegen nehmen, als vier Wochen in der Werft liegen“, zwinkert Rainer Mogel.
Draußen fängt es leicht an zu regnen. Am Himmel hängen ein paar graue Wolken. Zeit für den Kapitän, sich hier unter Deck einen Kaffee zu machen und im Logbuch zu blättern? „Nein“, schüttelt Rainer Mogel energisch den Kopf und greift sich seine Segeljacke. „Wir gehen jetzt nach oben. Der schönste Platz auf der „Grönland“ ist immer an Deck – ganz egal, ob die Sonne scheint oder ob es regnet.“