Im Ersten Weltkrieg sollten Handels-U-Boote die britische Handelsblockade wirkungslos werden lassen. Zwei wurden gebaut, aber nur die DEUTSCHLAND transportierte zweimal Handelsgüter.
In welchem ökonomischen und politischen Interessensgeflecht stand der Einsatz von U-Booten im Ersten Weltkrieg? In einem gerade in der Konzeption befindlichen Ausstellungsteil zur Bedeutung der Schifffahrt von der Reichsgründung im Jahre 1871 bis zum Ende des Ersten Weltkriegs werden wir der engen Verschränkung von ziviler und militärischer Schifffahrt nachgehen, die gerade am Beispiel des Projekts, eine Handels-U-Boot-Flotte zu bauen, gut verfolgt werden kann.
In der Sammlung des Deutschen Schifffahrtsmuseums befindet sich ein Modell des Handels-U-Bootes DEUTSCHLAND. Die DEUTSCHLAND verfügte über zwei Periskope sowie Tiefenruder und Außentanks. Die Tiefenruder sind für das Manövrieren des Schiffes unter Wasser, das sog. dynamische Tauchen, unerlässlich. Die Außentanks, aber auch die Ballastwassertanks im Inneren, dienen der Trimmung des Schiffes. Ins Auge fallen der hohe Anteil an Ladekapazität und das Fehlen jeglicher militärischer Ausstattung, beispielsweise Torpedos. Im Gegensatz zu militärischen U-Booten nehmen die Aufenthalts- und Wohnräume einen großen Anteil ein. Das Schiffsmodell zeigt den Zustand des Bootes vor seinem Umbau zum Unterseekreuzer im Jahre 1917.
Vom BRANDTAUCHER zur DEUTSCHLAND: U-Boot-Bau bis zum Ersten Weltkrieg
Die DEUTSCHLAND ist mit 65 m ein langes U-Boot. Es ist 8,9 m breit und hat einen Tiefgang von maximal 4,8 m. Es verdrängte im Jahre 1916 bei seiner Jungfernfahrt 1440 Tonnen und hatte 29 Mann Besatzung an Bord. Es konnte eine Höchstgeschwindigkeit über Wasser von 19 km/h und unter Wasser von 10 km/h erzielen. Sein Aktionsradius betrug 12.000 Seemeilen. Für die Versorgung von Schiff und Mannschaft wurden bei ihrer ersten Fahrt 180 Tonnen Heizöl sowie 20 Tonnen Wasser mitgeführt. Beim Umbau der DEUTSCHLAND zu einem Marine-U-Boot im Jahre 1917 wurde der Raum, der vorher zum Transport von Handelsgütern vorgesehen war, zur Unterbringung der Mannschaft genutzt, außerdem konnte das Boot nun mehr Heiztreiböl aufnehmen.
Weiterhin wurde es an der Außenhaut mit Torpedorohren ausgestattet. Diese Änderungen führten dazu, dass das Boot damit eine geringere Verdrängung besaß. Seine Geschwindigkeit und Tauchtiefe hatten sich allerdings nicht verändert, wodurch es gegenüber anderen U-Booten benachteiligt war.
Das Handels-U-Boot DEUTSCHLAND war nicht das erste U-Boot, das in Deutschland gebaut worden war. Bei der Prototypenentwicklung spielte vielmehr der sog. BRANDTAUCHER eine große Rolle, der wie die DEUTSCHLAND in Kiel konstruiert und gebaut worden war. Dieser wurde dort im Jahre 1851 in der Kieler Innenförde getestet. Den Ingenieuren gelang es, das 8,07 m lange und 2 m breite Boot auf 7 m Tauchtiefe zu bringen. Dann stellte sich heraus, dass es ungenügend getrimmt worden war, da die Strömungsverhältnisse nicht in Betrachtung gezogen worden waren. Der Ballast verschob sich innerhalb des Schiffskörpers, Wasser gelangte ins Heck des Schiffes. Das Boot sackte durch, weiteres Wasser drang durch die Nähte der Außenhaut und durch das Einstiegsluk. Die dreiköpfige Mannschaft konnte sich retten.
Trotz seines Scheiterns stellte das Experiment den Startschuss für die Weiterentwicklung fahrtüchtiger Prototypen dar. Diese wurde maßgeblich nicht durch ein rein technisch-wissenschaftliches Interesse befördert, sondern durch die sich verschärfende Konkurrenz Großbritanniens und Deutschlands um eine Vorherrschaft zur See.